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Gefangenenmannschaft in Bristol
Kriegsgefangenschaft in England 1947
Helmut Müller, 3. von links
Die Lagermannschaft läuft auf das Spielfeld
Kriegsgefangenschaft in England 1947
Helmut Müller, 2. Spieler von links

 

Nach der Gefangenschaft in Amerika ging es für meinen Vater im Jahr 1946 zurück nach Europa. Bevor er jedoch wieder in seine Heimatstadt Worms konnte, musste er noch ein weiteres Jahr als Kriegsgefangener in England verbringen.

Ein englischer Offizier erhielt den Auftrag eine Lagermannschaft zu formieren. Wie mein Vater meinte, wären einige gute und talentierte Fußballer dabei gewesen. Auch er wurde für die Lagermannschaft aktiviert. Da ihm der Fußball schon immer viel gegeben hat, war dies für ihn eine gute Gelegenheit Dinge zu verarbeiten. Für einen jungen Menschen muss dies in Kriegszeiten sehr, sehr schwer gewesen sein. Durch seine sportlichen Fähigkeiten, konnte er sehr oft extra Rationen Lebensmittel für sich und seine Kameraden bekommen.

Eine besonders lustige Geschichte hat mein Vater immer wieder gerne erzählt. Der englische Sportoffizier pflegte ein „besonderes Verhältnis“ mit meinem Vater. Sprachlich gab es keine Probleme und menschlich ebenso wenig. Er sei auch ein Fan von meinem Vater gewesen, da er so trickreich und schussgewaltig sei. Dies war ein Grund, weshalb der Offizier bei Spielen generell hinter bzw. neben dem gegnerischen Tor auf einem Schemel saß. Bei tollen Toren gab es immer wieder Sonderrationen für meinen Vater. Bei einem Spiel gegen die Profimannschaft von Bristol City sah es zunächst eben so aus. Zwar erzielte mein Vater das einzige Tor beim 1 : 4 der Gefangenenmannschaft; jedoch gelang ihm ein weiterer Treffer. Es gelang ihm nämlich, mit einem wuchtigen Schuss den Hocker vom Offizier so zu treffen, dass dieser unter Gelächter der ca. 22.000 Zuschauer zu Boden stürzte. Der Applaus der Zuschauer hat den Offizier nochmals getroffen. Mein Vater bekam auch nach diesem Spiel seine Sonderration – allerdings im Bunker. Hier musste er eine Woche zur Strafe verbringen, denn der Offizier glaubte nicht an einen Zufallstreffer. Er meinte, mein Vater könne viel zu genau schießen. Somit war für ihn klar, dass er „gezielt“ zum Opfer wurde. Die Woche Bunker musste mein Vater absitzen, jedoch mit ausreichend Verpflegung.

Wenn auch mein Vater mehr als froh war, als er nach Hause durfte, so sagte er jedoch, dass auch der Abschied von dem Offizier nicht einfach gewesen sei. Schließlich hätten sie ein sehr gutes, freundschaftliches Verhältnis gepflegt. Von zwei englischen Vereinen wurden meinem Vater Profiverträge angeboten. Für ihn gab es aber keine Alternative. Er wollte zurück nach Worms. Dies war in der zweiten Jahreshälfte 1947.